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Teil 2 – die fünf liebsten Rennradstrecken 2013

Es gibt Touren, die vergisst man so schnell wieder, dass man beim Duschen hinterher schon nicht mehr genau weiß, wo man überall war. Und dann gibt es Touren, die man nicht vergisst. Weil sie so besonders waren, dass man sie am liebsten gleich nochmal fahren möchte. Das müssen keine besonders langen Touren sein (sind es aber trotzdem häufig). Manchmal reicht ein kleiner Moment, sei es ein Ausblick oder eine Erkenntnis, um eine Tour besonders zu machen und für immer ins Gedächtnis zu brennen. Das Lächeln des besten Freundes, neben dem man wie im Rausch über eine leere Straße rast oder die Endorphine, mit denen der Körper einen überhäuft, wenn es so perfekt läuft, dass man eins wird mit seinem Rennrad.
Die besten Touren dieser Art aus 2013 haben wir im Folgenden aufgelistet. Um sie euch nahezulegen. Aber auch, um sie bei uns zu behalten.

Teil eins unserer persönlichen Hitlisten findet ihr hier. Teil 3 gibts hier zu lesen.

Platz 5: Von Halle nach Braunschweig

Wenn man vorhat, an einem Stück von Hamburg nach Berlin zu fahren, sollte die eine oder andere Trainingsstrecke auch mal länger als 60 km sein. Aus diesem Grund (und weil es Spaß macht, natürlich) hatte ich mir vorgenommen, Ende August mal wieder eine längere Runde zu drehen. Braunschweig bot sich als Ziel an, weil ich schon einmal mit dem Rad dorthin gefahren war. Zudem besteht eine sehr gute Zugverbindung zwischen Braunschweig und Halle, so dass die Rückfahrt unkompliziert vonstatten gehen sollte.
Welches ist das vielbeschworenste Motivationshilfsmittel von Atkins-Diät über Raucherentwöhnung bis zu sportlichen Zielen? Ganz klar: äußere Verpflichtungen. Um gar nicht erst auf die Idee zu verfallen, im Wetter oder sonstwo Ausreden zu suchen, nicht losfahren zu müssen (obwohl es ja Spaß macht), verabredete ich mich in Braunschweig mit Harald, für den eine Anreise in der Regel nicht lang genug sein kann. Damit war sichergestellt, dass ich auf jeden Fall losfahren würde.
Ich hatte die Strecke vorher selbst am Rechner geplant und die Route extra über kleine Straßen geführt, denn ich wollte ja was erleben und nicht nur schnellstmöglich von A nach B gelangen (dann hätte ich den Zug genommen). Zudem musste ich einen Schlenker einbauen, um auf eine ähnliche Streckenlänge wie Harald zu kommen. Nur dort, wo es sich nicht vermeiden ließ, plante ich größere Straßen ein.
Der Tag kam, ich fuhr los. Es stellte sich heraus, dass mir die Streckenplanung wirklich excellent gelungen war. Bis auf diese eine Verbindungsstraße, die etwa 4 km lang von einem Dorf in ein anderes führte und in der Hauptsache aus gröbstem Kopfsteinpflaster bestand, aufgelockert hier und da mit einem (oder mehreren) fehlenden Stein(en).
Dass das Wetter nicht so wollte wie ich, dass ich Wind von schräg vorn hatte, der sich mit Wind von schräg vorn abwechselte, im Laufe des Tages ordentlich auffrischte und auf den letzten 40 km noch Regen mitbrachte, all das kann nur dazu beitragen, dass ich diesen Tag, diese Tour als sehr intensiv in Erinnerung behalten werde. Der Kaffee mit Harald und Marc, der spontan aus Hannover zu uns stieß, war da noch das Tüpfelchen auf dem i.
(Wisst ihr eigentlich, was passiert, wenn man mit dem Rennrad über eine nasse Straße Straße fährt? Das Vorderrad wirbelt eine Fontäne auf, die gegen das Unterrohr prasselt. Ein nettes Geräusch bei Carbonrahmen. Und wenn dann noch starker Wind von schräg vorn dazukommt? Dann prasselt die Fontäne nicht mehr gegen das Unterrohr. Dann sprüht die Fontäne nämlich direkt in den Schuh. Eine interessante Erfahrung, soviel kann ich sagen.)
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Eine meiner liebsten und schönsten Touren 2013.

Platz 4: Um den Starnberger See

Wenn man in München lebt und Rennrad fährt, dann sollte man den Starnberger See auch einmal umrundet haben.

Es bietet sich aber auch an. Man kann von München aus starten, denn es ist nicht weit bis nach Starnberg. Der See selbst hat einen Umfang von etwa 50 km. Mit dem Rennrad keine riesige Strecke, selbst für nicht so erfahrene Fahrer. Und wenn man sagt „Ich fahre um den Starnberger See!“, dann weiß jeder sofort, wo man sich aufhält und wie lang man in etwa unterwegs sein wird; die Frage ist dann höchstens noch „Wie rum?“.

Der See hat noch andere Vorteile. Er besitzt zu jeder Jahreszeit eine andere Atmosphäre. Und auch zu jeder Tageszeit in jeder Jahreszeit. Im Sommer zum Beispiel ist er morgens am schönsten, wenn die Sonne aufgeht, die Straßen noch nicht so stark befahren und die Wasseroberfläche spiegelglatt ist. Im Winter hingegen ist er tagsüber am schönsten, wenn Schnee liegt, der See zugefroren ist und die Lamborghini-Fahrer Winterschlaf halten. (Es hat dort mal einer neben mir beschleunigt. Ich wäre um ein Haar vom Rad gefallen. Geräusche vom Typ Jagdflieger. Nichts, was man ständig haben müsste.) Im Frühling und Herbst kann man den ganzen Tag über hinfahren und der Natur ja nach Jahreszeit beim er- oder verblühen zuschauen.

Insgesamt ergeben sich so, nach überschlägiger Rechnung, eine Menge Gelegenheiten, mal mit dem Rennrad zum Starnberger See zu fahren und ihn zu umrunden. Von den Möglichkeiten, die ein Querfeldeinrad bietet, mal ganz abgesehen…

Insgesamt ein schönes Ziel für wenn man mal in München ist, das Rennrad dabei hat und ein paar Stunden verplempern muss. Im Unterschied zu den anderen Listenplätzen ist es hier keine spezielle Tour, die den Starnberger See qualifiziert. Aber Mario ist im Laufe diesen Jahres bestimmt ein halbes Dutzend Mal drumherum gefahren. Und das will wohl etwas heißen.

Platz 3: Von Lenggries in die Eng

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In die Engalm wollten wir schon immer einmal. Wer kennt sie nicht, die Engalm? Ich zum Beispiel, bis Mario mir davon vorschwärmte. Großer Ahornboden, Karwendelgebirge, Indian Summer… Schöne Bilder, die da in meinem Kopf erzeugt wurden. Die Engalm kam auf den Wunschzettel.

An Himmelfahrt diesen Jahres wollten wir endlich besagten Zettel einmal verkürzen und in die Engalm fahren. Die Langfristprognose versprach herrliches Wetter. Ich wollte das verlängerte Wochenende bei Mario in München verbringen, wir wollten direkt von da aus losfahren.

Es kam alles anders. Eine Woche vor Himmelfahrt musste einer meiner Weisheitszähne operativ entfernt werden. Mein Zahnarzt nahm mir das Versprechen ab, frühestens am Sonntag nach Himmelfahrt wieder ein Rennrad zu besteigen. So verbrachten wir Himmelfahrt bei strahlendem Sonnenschein am Olympiasee in München. Für Sonntag war nasses, kaltes Wetter vorhergesagt.

Als die Wetterprognosen sich zu bewahrheiten schienen, beschlossen wir kurzerhand, den weniger schönen Teil der Strecke mit dem Zug zurückzulegen und erst in Lenggries auf die Räder zu steigen.

Die Strecke fuhr sich von Beginn an wunderbar. Sicherlich spielte uns das Wetter in die Hände (Fun Fact: Heiligabend 2013 war wärmer und trockener als diese Tour Mitte Mai.), es war außer uns kaum jemand auf den Straßen unterwegs. Dadurch hatten wir den Blick frei für die wirklich schönen Dinge: den Sylvensteinstausee, der zu diesem Zeitpunkt relativ leer war (zum Glück für die Münchner, die dadurch vom schlimmsten Hochwasser im Juni verschont wurden). Die Stichstraße in die Eng, die über 25 km stetig bergan führt und dabei entlang eines beinahe unwirklich wirkenden Flusslaufes, dem Rissbach, der wirklich wild aussieht, aber zu diesem Zeitpunkt nur so dahinplätscherte. Der Große Ahornboden, der hauptsächlich für den Indian Summer verantwortlich ist (leider nicht kurz nach Himmelfahrt). Die Straße dort ist übrigens heimtückisch: Sie sieht ganz harmlos aus, führt aber in Wirklichkeit stetig bergan. Also sinkende Geschwindigkeit nicht mit Schwäche verwechseln, das liegt an der Straße!

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Schließlich am Ende der Straße angekommen, bietet sich ein grandioser Blick auf das Karwendelgebirge. Wir jedenfalls konnten uns gar nicht sattsehen.

Apropos satt: entlang der Straße befinden sich mehrere Einkehrmöglichkeiten, von denen einige trotz des miesen Wetters (kalt!) bereits geöffnet hatten. Wir nutzten die Gelegenheit und genossen Kachelofenwärme und Kaiserschmarrn (heißt das deshalb KuK?).

Das Motto der restlichen Rückfahrt lautete: Gut, dass wir alles Sehenswerte schon hinzu bestaunt hatten. Durch den strömenden Regen fehlten dazu nämlich sowohl Muße als auch Gelegenheit…

Die Landschaft, die Straßen, die erste gemeinsame Tour des llama racing team in 2013. Dank dieser Fakten und dem hohen Wiederholungspotential ein sicherer Platz unter den fünf schönsten Rennradtouren diesen Jahres.

Platz 2: Hamburg-Berlin

Hamburg-Berlin an einem Stück. Eine Tour voller Premieren. Die längste jemals gefahrene Strecke und die längste auf dem Rad verbrachte Zeit fürs llama racing team. Die erste Tour, auf der das llama racing team offiziell so hieß, wie es nun heißt.

Darüber, wie wir das Zeitfahren bestritten und erlebt haben, sind in diesem Blog schon einige Worte und Bilder verloren worden. Das ist kein Pappenstiel (aber das ist Rennradfahren ja sowieso nicht). Aber es ist eine Erfahrung. Die Landschaft, die Mitstreiter, das Wetter, der Start, das Ziel – unvergesslich. Und vor allem ein Event, bei dem es keine Zweifel und keine abweichenden Meinungen gibt: es taugt in jedem Eventkalender zum Jahreshöhepunkt.

Das Zeitfahren Hamburg-Berlin gehört für uns klar zu den schönsten gefahrenen Touren dieses Jahr. Und wenn wir nächstes Jahr wieder starten, dann gehört es nächstes Jahr mit Sicherheit auch wieder dazu.

Platz 1: von Lenggries um den Walchensee

Schon wieder Lenggries? Ja, aus mehreren Gründen. Zum Einen der Ort des Familienurlaubs, zum Anderen hatten Mario und ich hier noch eine Rechnung offen.

Ursprünglich wollten wir nämlich auf dem Rückweg von der Engalm über Walchensee und Jachenau fahren. Nur der Regen änderte im Mai unsere Pläne (und dass der Wind auf dem direkten Rückweg so schön von hinten blies). Demzufolge standen Beide noch auf unserer Liste. Und was kann schöner sein, als im Urlaub in der Morgendämmerung aufzustehen, mit den ersten Sonnenstrahlen am Bahnhof zu stehen und dann Seite an Seite mit dem besten Freund Rennrad zu fahren? Eben. Wenn dann noch ein Ziel wie der Walchensee lockt…

Wer den Walchensee schon einmal gesehen hat, der weiß, warum er den Beinamen „Karibik Bayerns“ trägt. Wenn man im Lexikon unter „Idylle“ nachschaut, dann ist da ein Bild vom Walchensee, aufgenommen an genau so einem Morgen wie wir ihn erlebt haben.

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Es ist eine Aneinanderreihung von Momenten, die sich im Laufe dieser Tour zu etwas ganz Besonderem addieren. Der Sonne zuzusehen, die sich über die Berggipfel schiebt und die Schatten aus dem Tal vertreibt. Die beinahe unwirklich stille Seeoberfläche. Mit Mario Seite an Seite mit 35 km/h am Seeufer entlang zu rasen, vor all den Touristen, die die Straße wenig später regelrecht bevölkern. Der freundliche Gruß des Mautkassierers. Das türkisfarbene Wasser. Flake.

Herrlich. Wer dort in der Gegend vorbeikommt und nicht mal frühmorgens bei Sonnenschein um den Walchensee fährt, der ist selbst schuld.

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